Inklusion - Umgang mit Vielfalt

"Ich finde besonders toll, dass Jeder hier an der Schule er selbst sein kann. Hier sind alle ganz individuell. Jeder ist anders und genau das können wir hier ausleben. Ich kann dazu stehen, wer ich bin."

Unsere Schule will allen Kindern und Jugendlichen die Zuversicht mitgeben, dass es in unserer Gesellschaft auf jeden Einzelnen ankommt. Mit Vielfalt umgehen bedeutet für uns, das Wesentliche zu lernen – das ZUSAMMENLEBEN.

Dazu bedarf es eines Rahmens, in dem sich jeder Einzelne als Teil eines Großen und Ganzen sicher, akzeptiert und wertgeschätzt fühlt, denn zum Leben und Lernen in der Schule gehören die Erfahrung von individueller Vielfalt und behütender Gemeinschaft. Anderssein und Fremdheit nicht nur auszuhalten, sondern sich mit ihnen anzufreunden, ist eine große Herausforderung in einer vielfältigen Umgebung, in der sich Schüler wie Lehrer oder Eltern in ihrer großen Verschiedenheit den anderen mitteilen. Wir schaffen diese Herausforderung gezielt und versuchen sie als Lehrer selbst zu bestehen.

Wie nähern wir uns diesem Ziel?

  • In unserer Schule lernen in allen Kurs- und Stammgruppen Kinder mit spezifischen Begabungen und Kinder mit erhöhtem Förderbedarf gemeinsam in gegebenen Lernzusammenhängen auf den ihnen möglichen Wegen in flexiblen Zeiteinheiten mit eigenen Zielen – mit und ohne Begleitung durch persönliche Betreuer
  • Ein erfülltes Zusammenleben fängt für uns beim friedlichen Miteinander-Sein und Miteinander-Lernen an. Dieses zeigt sich z.B. am Umgangston der Schüler untereinander, an ihrer Unterstützung füreinander, am Sprechen der Erwachsenen mit und über die Kinder, das Eingruppierungen und Etiketten vermeidet, und daran, wie mit Konflikten umgegangen wird. Letztere zu bewältigen und dabei zu einem tieferen Verständnis füreinander zu kommen, ist unerlässliche und täglich zu leistende Arbeit für alle. „WiR heißt doch auch, hierher können alle kommen und gehören dann dazu […] wenn wir merken, jemand wird ausgegrenzt, machen wir etwas.“
  • Wir schaffen offene Türen. Sowohl unser Schulhaus als auch jeder Kurs- oder Stammgruppenraum lädt zum Verweilen ein und ist barrierefrei zugänglich für Jeden
  • Unsere jahrgangsgemischten Stammgruppen und die damit jährliche Änderung der Gruppenzusammensetzung (ältere Kinder verlassen die Gruppe, Jüngere folgen nach), führen zu jährlichen neuen Rollen und neuen Chancen des Kennenlernens, des Wiedertreffens und Verstehens
  • Neben dem Stammgruppenprinzip sorgen viele schulstufenübergreifenden Aktivitäten (Mittagsfreizeit, Projektwochen) dafür, dass jüngere und ältere Schüler gezielt zusammenkommen und voneinander lernen • Rituale (Morgenkreise) und wenige, aber gehütete Regeln (Verhalten im Konfliktfall) und die gleichbleibende Zusammensetzung der Kurse (leistungsheterogene Lerngruppen für Ma, D, Eng) sorgen für Stabilität und Sicherheit
  • Teamarbeit ist bei Schülern und Lehrern Alltag. Nicht auszugrenzen heißt auch hier, sensibel auf gruppendynamische Prozesse zu achten, Gruppen oft nach dem Zufallsprinzip zu bilden, um Bedingungen dafür zu schaffen, dass Jeder mit Jedem in einen Arbeitszusammenhang treten kann
  • Vielfalt ist ohne individuelle Förderung nicht erfolgreich. Diese geschieht durch differenzierte Angebote im Unterricht und durch ein organisiertes, aber flexibles Zusammenspiel von Lehrern, Erziehern, Sozial- und Sonderpädagogen und Experten
  • Die Gruppe der Lehrenden ist genauso vielfältig wie die der Lernenden und besteht aus Lehrern, Erziehern, Sozial- und Sonderpädagogen, aber auch aus unseren fest angestellten Reinigungskräften, die die Schüler im Küchen- und Reinigungsbereich betreuen, und unseren Hausmeistern, die den Schülern unter anderem in der Holzwerkstatt zur Seite stehen
  • Wir schaffen Möglichkeiten für die Kinder, z.B. im Zirkusprojekt „Zirkus macht stark“, um sich auszuprobieren und zu erfahren, dass sich gemeinsam auch das schwierigste Kunststück zeigen lässt und dass man das „die Einen tragen die Anderen“ auch wörtlich verstehen kann
  • „Werkstattschule- bei uns ist keiner uniformiert.“ Individualität zeigt sich bei uns nicht in konsumorientierter Markenkleidung, sondern in kreativer Mannigfaltigkeit der Bekleidungen, Stile und persönlichen Vorlieben - einheitlich ist nur die Pflicht zum Hausschuh. „Bei uns gibt es keine Hackordnung, nicht mal wegen der Klamotten.“

Daran erkennen wir, dass wir auf einem guten Wege sind:

  • „Ich finde besonders toll, dass Jeder hier an der Schule er selbst sein kann. Hier sind alle ganz individuell. Jeder ist anders und genau das können wir hier ausleben.“
  • „Wenn ich zur Schule gehe, habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich bei meinen Mitschülern oder Lehrern verstellen müsste. Die Vielfältigkeit unserer Schule führe ich eben genau darauf zurück, weil niemand irgendwelchen Gruppenzwängen ausgesetzt ist. Ich kann dazu stehen, wer ich bin und was ich mag, ohne dafür eine Abfuhr zu erhalten. Das macht mich selbstbewusst.“

Die Erfahrungen führen uns zu diesen neuen Wegen:

  • zu vielfältigen Formen der inneren und äußeren Differenzierung
  • zu mehr Zeit für gemeinsame Rituale, z.B. zum Kennenlernen der neuen Stammgruppe und Lehrer
  • zu Konzepten für Übergänge (KiTa – Grundschule – Sekundarstufe)
  • zur Veränderung von Unterrichtsstrukturen – zu mehr freier Arbeit auch im Fachunterricht in der Grundschule und Sekundarstufe
  • zur Erarbeitung eines Leitfadens zur Aufnahme von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf
  • zur Gestaltung von Leistungsrückmeldungen, die individuelle Leistungen wertschätzen
  • zu mehr Angeboten für das Lernen mit „Kopf, Herz, Hand…“
  • zum Zulassen/Aushalten von Versuch und Irrtum

Daran arbeiten wir weiter:

  • Trotz aller Fortschritte bleibt der Austausch zwischen Erziehern, Lehrern, Sozialpädagogen und Angestellten in den multiprofessionellen Teams eine Herausforderung sowohl organisatorischer als auch kommunikativer Art
  • Eine angemessene Differenzierung und Individualisierung im Unterricht ist nie „fertig“ und fordert - neben professionellem Handwerk und Vielfalt im flexibel einsetzbaren Methodenrepertoire - ein ständiges Arbeiten an der eigenen Haltung